Human Rights Watch bezeichnet die Verfolgung der Baha'i - der größten nicht-muslimischen Minderheit im Iran - als Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Ein ausführlicher Bericht, der gestern von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) veröffentlicht wurde, kommt zu dem Schluss, dass die seit 45 Jahren andauernde systematische Unterdrückung der religiösen Minderheit der Baha'i durch die iranische Regierung ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Sinne des internationalen Strafrechts darstellt.
Der neue 49-seitige Bericht mit dem Titel "The Boot on My Neck: Iranian Authorities' Crime of Persecution Against Baha'is in Iran" dokumentiert detailliert die diskriminierenden Gesetze, Politiken und Praktiken, mit denen die iranische Regierung die grundlegenden Menschenrechte der Baha'i im Land verletzt und durch die Sicherheits- und Justizbehörden durchsetzen lässt.
"Die iranischen Behörden berauben die Bahá'í in jedem Aspekt ihres Lebens ihrer Grundrechte, nicht aufgrund ihrer Taten, sondern allein aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft", so Michael Page, stellvertretender Direktor für den Nahen Osten und Nordafrika bei HRW. "Es ist von entscheidender Bedeutung, den internationalen Druck auf den Iran zu erhöhen, um dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu beenden.“
HRW hat für die Erstellung des Berichts umfangreiche Recherchen durchgeführt und sich dabei auf Regierungsmaßnahmen und Gerichtsdokumente sowie auf Interviews mit Opfern und Augenzeugen innerhalb und außerhalb des Iran gestützt.
"Die Bahá'í International Community (BIC) begrüßt die Veröffentlichung dieses außergewöhnlichen Berichts und die darin enthaltenen Beweise. Der Bericht fasst jahrelange Recherchen über die systematische Verfolgung der Bahá'í im Iran zusammen und macht deutlich, dass der Iran seine Menschenrechtsverpflichtungen nach internationalem Recht und internationalen Verträgen eklatant missachtet.
Wir hoffen aufrichtig, dass die Welt die iranische Regierung für das jahrelange Unrecht gegen die Bahá'í-Gemeinde zur Rechenschaft zieht und dass der Iran alle notwendigen rechtlichen und politischen Schritte unternimmt, um diese systematische Verfolgung zu beenden", erklärte Simin Fahandej, Vertreterin der Bahá'í-International Community bei den Vereinten Nationen in Genf.
Der neue Bericht steht auch im Einklang mit dem Abschlussbericht des UN-Sonderberichterstatters für die Menschenrechtslage im Iran, Jahid Jeeman, für die 55. Sitzung des UN-Menschenrechtsrats, in dem die Bahá'í im Iran als "Opfer extremer und anhaltender Verfolgung" bezeichnet werden. Sein Bericht wurde auf der Sitzung des UN-Menschenrechtsrats am 18. März 2024 in Genf vorgestellt, auf der mehrere UN-Mitgliedstaaten, darunter Belgien, Kanada und das Vereinigte Königreich, die Verfolgung der Bahá'í im Iran ausdrücklich zur Sprache brachten und die iranische Regierung aufforderten, die diskriminierenden Praktiken zu beenden.
"Niemand kann leugnen, dass die Bahá'í im Iran seit mehr als vier Jahrzehnten unter schwersten Menschenrechtsverletzungen durch systematische staatliche Verfolgung leiden. Seit zwei Jahren eskalieren willkürliche Verhaftungen, Gewalt, Zerstörung von Feldern und Häusern, Verweigerung des Rechts auf Bildung und Arbeit, Hasspropaganda etc. Die Bahá'í werden von der Wiege bis zur Bahre und darüber hinaus verfolgt! Im März 2024 wurden in einem Massengrab in Teheran mehr als 30 Gräber verstorbener Bahá'í von den iranischen Behörden geschändet, Grabmarkierungen entfernt und Ruhestätten mit Bulldozern eingeebnet. Während die Familien, die erst vor wenigen Wochen ihre Angehörigen verloren haben, noch trauern, fügt die iranische Regierung ihnen neue Grausamkeiten zu. Welche "Gefahr" stellen Gräber für die "nationale Sicherheit" dar?“ so Isma Forghani, Menschenrechtsbeauftragte der Baha'i Religionsgemeinschaft in Österreich.
https://www.hrw.org/de/news/2024/04/01/iran-verfolgung-der-bahai
https://iranbahaipersecution.bic.org/
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