Österreich: "Sprachcafé" überbrückt Grenzen

Wien, 22. Dezember 2022 – Was vor vier Jahren als Deutschunterricht begann, den eine Gruppe von Jugendlichen für ihre Eltern und Nachbarn, die neu in Österreich angekommen waren, anbot, hat sich zu etwas viel Größerem entwickelt.

Wöchentliche Treffen in einem von den Bahá’í im 10. Bezirk in Wien betriebenen Community Centre bringen kleine Gruppen von Menschen zusammen, um nicht nur ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, sondern bieten auch die Möglichkeit enge Freundschaften zu knüpfen.

„Es ist ein Ort, an dem Menschen, von denen viele in ihren Herkunftsländern auf entgegengesetzten Seiten religiöser Gräben standen, ihre Differenzen überwinden“, sagt Puria Mahally, ein Mitglied der Bahá’í-Gemeinde.

Das „Sprachcafé“ ist das Ergebnis der Bemühungen mehrerer junger Menschen in einem Wiener Wohnbezirk, die an Bahá’í-Programmen zur Herzensbildung teilgenommen haben, die die Fähigkeiten für den Dienst an der Gesellschaft fördern.

Herr Mahally sagt: „Das Sprachcafé bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, sich miteinander über Themen wie Freundschaft, die Gleichwertigkeit von Frauen und Männern und unsere gemeinsame Menschlichkeit zu unterhalten. Unterschiedliche Familien kommen und sehen, dass sie viele der gleichen Herausforderungen und Bestrebungen teilen.

Das von den Bahá'í in Wien angebotene Sprachcafé bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, miteinander über Themen wie die Gleichheit von Frauen und Männern und die grundlegende Einheit der Menschheit zu sprechen. Durch diese Diskussionen konnten Menschen verschiedener Glaubensrichtungen Gemeinsamkeiten finden und Unterschiede überwinden.

Liselotte Falk, ein weiteres Mitglied der Bahá’í-Gemeinde, erklärt, dass die Teilnehmer motiviert sind, zur Entwicklung des Sprachcafés selbst beizutragen, weil in den Diskussionen der Dienst an den Mitmenschen im Vordergrund steht.

„Die Initiative hat zum Beispiel vor allem Frauen dazu motiviert, sich gegenseitig bei der Verbesserung ihrer Lese- und Schreibfähigkeiten zu unterstützen“, sagt sie. „Für manche Frauen ist das besonders schwierig, weil sie keine formale Bildung in ihrer Muttersprache erhalten haben.“

Frau Falk berichtet, dass einige der Teilnehmer nach einer Beratung zu diesem Thema mit Unterstützung des Organisationsteams des Sprachcafés begannen, Lese- und Schreibkurse in ihren Muttersprachen anzubieten.

Rahima, die früher als Schuldirektorin in Afghanistan gearbeitet hat und jetzt ein wichtiges Mitglied des Organisationsteams des Sprachcafés ist, sagt: „Die Menschen haben schon immer Entscheidungen über Frauen getroffen und ihnen oft Bildung verweigert. Aber jetzt werden wir durch die Entwicklung unserer Lese- und Schreibfähigkeiten und unserer Sprachkenntnisse selbständig und unabhängig. Wir sind in der Lage, uns besser um die Bildung unserer Kinder zu kümmern.

„Wenn ich mit verschiedenen Frauen spreche, die am Café teilnehmen, sagen sie alle, dass sie zum ersten Mal einen echten Geist des Dienstes erlebt haben.

Fahima, eine weitere Teilnehmerin, erklärt, dass die gesamte Initiative zu der Einsicht geführt hat, dass Religion eine Kraft für den sozialen Fortschritt sein kann. „In der Vergangenheit wurde uns immer gesagt, was wir zu tun und zu lassen haben, mit welchen Menschen wir Kontakt haben sollen und mit welchen nicht. Aber was ich hier sehe, sind die wahren Werte aller Religionen“.

Sie fügt hinzu: „Man kann die Aufrichtigkeit in den Taten sehen. Man sieht, wie sich Menschen aus verschiedenen Religionen hier gegenseitig unterstützen und gemeinsam essen. Es ist so schön, ein solches Umfeld zu erleben, in dem es keine Debatten über Unterschiede gibt. Stattdessen konzentrieren wir uns auf das, was uns alle eint, unsere Wünsche für unsere Familien und den Wunsch, eine friedlichere Welt zu fördern.“

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