Eskalierende Lage: Bahá’í im Iran staatlicher Hetzkampagne ausgesetzt

Wien (OTS) – Die schwersten Verbrechen der Menschheitsgeschichte nahmen alle ihren Anfang in einem Klima des Hasses, der Propaganda und der Desinformation. Diese Bedingungen herrschen seit Jahrzehnten im Iran und richten sich systematisch gegen die größte nicht-muslimische Religionsgemeinschaft des Landes.

Im Iran werden Anhänger der Bahá’í-Religion strukturell diskriminiert, unterdrückt und verfolgt. Sie sind unter anderem einer beispiellosen anhaltenden medialen Hetzkampagne ausgesetzt, die nun einen traurigen Höhepunkt erreicht hat und danach trachtet die Bahá’í auf allen Ebenen zu diskreditieren. Die Hassbotschaften, Desinformationen und Diffamierungen gehen von einem koordinierten Netzwerk an Webseiten und Medien sowie insbesondere Social Media Accounts aus. In den Veröffentlichungen werden Bahá’í zu Sündenböcken für unterschiedlichste Probleme gemacht, als satanisch, sektiererisch und unrein dargestellt und der Spionage für „westliche Staaten“ bezichtigt. Die Bahá’í International Community dokumentiert die Falschmeldungen und hat auf einer Webseite einen exemplarischen Auszug zusammengestellt.

Die iranische Regierung erkennt die Bahá’í nicht als religiöse Minderheit an, und als solche haben die Bahá’í weder das Recht, rechtlich gegen diese Aussagen vorzugehen, noch ist es ihnen gestattet, darauf zu reagieren und ihren Mitbürgern im Iran ihren eigenen Fall darzulegen. Ziel der Angriffe ist es die Bahá’í als Außenseiter im eigenen Land darzustellen. „Im Fernsehen und Radio, in Zeitungen, auf Websites und Social-Media-Plattformen, in Büchern, Bildungsseminaren, Ausstellungen und sogar in Straßengraffiti wird gegen diese Minderheit gehetzt. Das soll Gewalt und Übergriffe legitimieren.“, erläutert Nahostexperte Dr. Kamal Sido. Durch die systematische Wiederholung von Unwahrheiten wird der Hass der ganzen Bevölkerung geschürt. Auswirkungen zeigten sich bereits bei gewaltsamen Übergriffen auf Bahá’í und führten sogar bis hin zu Mord – all das unter Straffreiheit und begangen von Nachbarn und Mitbürgern. Wenn dann aufgehetzte Bürger Gewalt gegen Bahá’í anwenden, sagen sich die Behörden von der Verantwortung los, indem sie die Übergriffe mit dem vermeintlich begründeten Hass der Bevölkerung erklären.

Die aktuelle Zuspitzung der dramatischen Situation zieht erneut die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft auf sich. Menschenrechtsorganisationen, Politiker, religiöse Vertreter und Interessensvertretungen auf der ganzen Welt äußern sich entsetzt über die wiederholten groben Menschenrechtsverletzungen. In einem Statement der CIJA – Canadian Jewish Advocacy, äußert sich das Zentrum für Israel und jüdische Angelegenheiten: „Als Juden verstehen wir die fatalen Folgen einer unerbittlichen Wiederholung von Lügen und Falschinformationen gegen eine ganze Bevölkerungsgruppe. Ohne Richtigstellung wird die Indoktrination des iranischen Regimes den Glauben verbreiten, dass die Bahá’í Außenseiter in ihrem eigenen Land sind, die es verdienen, diskriminiert zu werden und sogar Gewalt ausgesetzt zu sein.“

Auch die österreichische Bahá’í-Religionsgemeinschaft zeigt sich erschüttert über die jüngsten Entwicklungen im Iran. „Gerade aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts kennen wir die Gefahr, die von Hass und Propaganda ausgeht. Umso mehr rufen wir die österreichische Bundesregierung auf, die Vorgänge im Iran auf das Schärfste zu verurteilen.“, so Jonathan Zarifzadeh, Sprecher der österreichischen Bahá’í-Religionsgemeinschaft.

António Guterres, der Generalsekretär der Vereinten Nationen, sagt in seinem Aktionsplan 2019 zur Bekämpfung von Hassreden, dass „Hassreden eine Bedrohung für demokratische Werte, soziale Stabilität und Frieden sind. Grundsätzlich müssen die Vereinten Nationen Hassreden auf Schritt und Tritt entgegentreten. Schweigen kann Gleichgültigkeit gegenüber Bigotterie und Intoleranz signalisieren, selbst wenn eine Situation eskaliert und die Schwachen zu Opfern werden.“

Die Aufstachelung zum Hass ist nach völkerrechtlichen Verträgen, die der Iran selbst ratifiziert hat, wie dem Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte, verboten. „Der Iran hat seine internationalen Verpflichtungen konsequent ignoriert und es ist dringend nötig, dass die Aufstachelung zum Hass und die zahllosen Menschenrechtsverletzungen, die er ungestraft gegen die Baha’í begeht, eingestellt werden.“, sagt Jonathan Zarifzadeh. „Hassverbrechen beginnen immer mit Worten. Wir sollten nicht zulassen, dass sich die Geschichte wiederholt.“



Rückfragen & Kontakt:

Bahá’í-Religionsgemeinschaft Österreich
Büro für Öffentlichkeitsarbeit
Frau Mag. Isma Forghani: isma.forghani@at.bahai.org
Frau Dr. Anja Spengler: anja.spengler@at.bahai.org

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